Es ist schon ein paar Jahre her, dass sich alle Filderstädter Chöre zu einem gemeinsamen Gesangsprojekt zusammen gefunden haben.
Doch nun war es wieder soweit: Robert Wieland, der Leiter des Filharmonischen Kammerorchesters und des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Filderstadt, plante für das Neujahrskonzert 2018 in der Filharmonie "Schwobaland aus Rand ond Band" -- ein schwäbisches Quodlibet von Fred Kühlenthal, zusammengesetzt aus populären schwäbischen Volksliedern -- zur Aufführung zu bringen, und dafür brauchte er einen GROẞEN Chor.
Seiner Anfrage an die Gesangsvereine konnte und wollte sich natürlich keiner verschließen. Selbstverständlich waren auch wir von Chorisma mit dabei.
Arg viel Zeit zum Proben war nicht, denn schließlich hatten alle Chöre schon lange Verpflichtungen für Herbst-, Weihnachts-, und Jahreskonzerte mit großem Repertoire; unser eigenes Konzert im FILUM war ja auch erst am 11. November, und davor etwas ganz Neues zu proben wäre zu viel Ablenkung gewesen.
Also ging es sofort in der ersten Probe nach dem Konzert an die neuen Noten.
Nun sind nicht alle von uns des Schwäbischen von Kindesbeinen an mächtig (da gibt es ja auch sehr feine Unterschiede, selbst zwischen den Filderstädter Teilorten ...), und auch nicht alle waren mit den schwäbischen Volksliedern vertraut, die in Kühlenthals Quodlibet so trickreich miteinander verwoben werden. Aber wir kamen in unseren eigenen Proben immerhin so weit, dass alle drei Teile des Werks durchgesungen wurden und wir mit den Melodien vertraut waren.
So waren wir gespannt, wie weit denn die anderen Chöre in ihren Einzelvorbereitungen gediehen waren, als wir uns am 12. Dezember zur ersten gemeinsamen Probe (noch ohne Orchester) mit Herrn Wieland im FILUM trafen.
Da stellte sich dann flugs heraus, dass die anfangs befürchtete Achillesferse des Chors (nein, wir verraten nicht, wer das hätte sein sollen :-) ) sich bald zur stabilen Stütze des Ganzen mauserte und schon in der ersten Probe recht viele richtige Noten gesungen wurden.
Einige von uns hatten zwischendurch dann auch noch eine Probe geschwänzt, um beim Weihnachtskonzert des ESG zu "Jauchzen und Frohlocken" - aber trotzdem wuchs das Stück chorisch recht schnell zusammen.
In der letzten Probe ohne das Orchester kam "mal g'schwind" noch eine vorbereitete Zugabe dazu (zwei Strophen des traditionellen Neujahrslieds "Auld Lang Syne" - auf Deutsch), was aber auch souverän gemeistert wurde -- die wahre Herausforderung für dieses Stück stand noch bevor ... wir hatten da noch keine Ahnung :-).
Dann endlich die erste Probe mit dem Orchester, noch im Konzertsaal des FILUM. Da kamen dann wie von Zauberhand noch ein paar weitere Stränge der einzelnen Volkslieder in den Instrumentalstimmen dazu, und aus den Einzel-Chor-Fragmenten, die wir seither gesungen hatten, wurde bald ein kunstvoll geflochtenes harmonisches Ganzes.
Was für ein Klang!
Aber genau davor warnte uns Herr Wieland dann auch gleich: Wir sollten nicht erwarten, dass der raumfüllende mächtige Wohlklang, der sich im FILUM Konzertsaal so scheinbar mühelos erzielen lässt (man hört die Triangel aus der hintersten Ecke des Orchesters auch noch laut und deutlich in der letzten Reihe des Zuhörerraums) auch in der Filharmonie erschallen würde.
Die erste Probe in der Filharmonie am Donnerstagabend vor dem Konzert, die erst unsere zweite Probe mit dem Orchester war, zeigte das dann auch ganz deutlich, aber es wurde uns doch von den Probehörern im Zuschauerraum bestätigt, dass man uns gut hört.
Hier kam dann auch die kleine Herausforderung zur Sprache, wie das denn mit Auld Lang Syne geplant war: Wir sollen im Foyer an den geöffneten Türen des Saales stehen und singen, dabei bleibt das Orchester natürlich auf der Bühne.
Ausprobiert haben wir das dann am Donnerstag nicht mehr -- schließlich hatte Herr Wieland mit dem Orchester ja noch "eine kleine Handvoll" anderer Stücke zu proben -- "wird schon klappen!".
Am Samstag ging's dann gleich mit der Probe dieser Zugabe los: noch bevor wir uns alle zur Bühne begeben sollten, wurden wir an den offenen Foyertüren platziert und sollten von dort -- mit Herrn Wieland irgendwo in der Mitte des Saals dirigierend -- zu gemeinsamem Ton und Takt finden.
Hat das auf Anhieb geklappt?
Ähm.... Decken wir den Mantel der christlichen Nächstenliebe und des höflichen Schweigens darüber. Und nur die eisernen Nerven von Robert Wieland brachten es fertig, darüber mit einem "das wird nachher schon klappen!" hinweg zu gehen und den Rest der Generalprobe mit uns routiniert durchzuziehen.
Dann der Auftritt!
Über die konzertanten Teile des Konzerts wird sicher anderswo kundiger und ausführlicher berichtet werden. Ein besonderes Highlight war der Wirbelwind Aryan Dayyani, der die Chopin-Variationen über "La ci darem la Mano" (Reich mir die Hand, mein Leben) aus Don Giovanni in atemberaubendem Tempo auf den Bösendorfer Flügel zauberte.
In der Konzertpause haben wir dann schnell noch unsere Stimmen warmgesungen (in mehreren Schichten, weil der gesamte Chor niemals in den Chorisma-Probenraum gepasst hätte) und schon ging es auf die Bühne und mit "Widele, Wedele!" im Dreivierteltakt hurtig auf zu Bettelmanns Hochzeit. Das traurige Mauerblümle klagte nur kurz im Mittelteil, ob es denn auch noch irgendwann mal einen Schatz finden würde, bis dann im großen Kehraus alle Lieder nochmal zum Vorschein kamen, enger und raffinierter verschlungen noch als in den ersten beiden Teilen.
Der Applaus nach dem fortissimo Schlussgalopp gab uns die Gewissheit, dass wir gemeinsam dem Publikum eine Freude gemacht hatten.
Wir begaben uns wieder an unsere Logenplätze im Foyer und konnten von dort den Rest der instrumentalen Darbietungen genießen, begleitet von launigen Erläuterungen von Robert Wieland, der auch nach dem Ausfall des Mikrofons gut bis in die letzte Reihe zu hören war. Als Orchesterleiter muss man sich ja auch sonst immer und überall Gehör verschaffen können.
Nach der dritten Zugabe -- die Tradition der Neujahrskonzerte, nicht nur bei den Wiener Philharmonikern, gebietet hier natürlich den Radetzky-Marsch mit wohl-kontrolliertem Mitklatschen des Publikums -- war es dann unsere Aufgabe, der Veranstaltung einen guten Abschluss zu bereiten.
Diesmal waren tatsächlich alle im gemeinsamen Tempo und Auld Lang Syne erscholl durch den weiten Raum.
Es war ein schönes Erlebnis!
Wir bedanken uns bei Robert Wieland, den beiden Orchestern, dass wir dieses Projekt gemeinsam durchführen konnten!
Wir haben die Gemeinschaft mit den anderen Filderstädter Chören genossen, fühlten uns unter der Leitung von Robert Wieland sehr wohl und wünschen uns sehr, dass es solche Gelegenheiten wieder öfter gibt. Wir werden auf jeden Fall dabei sein.
Die neu erblühte Musikschule mit ihrem großen Reservoir an hervorragenden Musikern und mit dem fantastischen Konzertsaal hat mit Sicherheit jede Menge Potential, als Kristallisationspunkt für solche gemeinsamen Aktivitäten zu wirken.
21. Januar 2018 (sm)